Der Titel „Allerhand“ ist für einen Flachgauer doppeldeutig. Und deshalb haben wir ihn auch gewählt. Er sagt nicht nur aus, dass die Geschichten diesmal ein Sammelsurium aus allen Kategorien darstellen und aus verschiedensten Quellen kommen. Er wird auch als Ausdruck einer Empörung verstanden, im Sinne von „Das ist ja allerhand!“. Und das kann man über einige Geschichten durchaus behaupten.
Nach den Geschichten über das Neumarkter Original Karlmetzger Hias und das Kult-Gasthaus Lötschen hatten sich ursprünglich zwei Themenkomplexe angeboten: Jägergeschichten und Geschichten der Liedertafel Neumarkt. Bei einer Zusammenkunft im Gasthof Gerbl erwiesen sich diese Geschichten nicht als ergiebig genug, um den dritten Band zu füllen, und wir wollten vorerst abwarten. Es sollte ja kein Werk im Sparbuchformat werden, wo die Leute doch wegen der niedrigen Zinsen so sensibel sind.
Doch dann ist mir einer über den Weg gelaufen, der mir als großartiger Geschichtenerzähler und Abenteurer bekannt war. Der Fritz Franz, alias Pinsel. Wie ein Autoverkäufer, der einen potentiellen Kunden nie wieder entkommen lässt, habe ich den Pinsel verfolgt und mir gleichzeitig schon seinen Kopf mit Malertschako auf dem Cover des neuen Büchleins vorgestellt. „Du bist eine Legende, Pinsel!“, habe ich zu ihm gesagt, „wir müssen deine Geschichten drucken!“ „Noch nicht!“, hat er mir stets entgegnet und wie als Entschuldigung angefügt: „Ich lebe ja noch!“ Dann machte er sich immer eiligst aus dem Staub. Schließlich konnte ich ihn doch im richtigen Moment festnageln. Im Wirtshaus. Bei bester Erzähllaune. Mit Norbert Leitinger und Hans Hölzl als Stichwortgeber. Rein zufällig hatte ich das Aufnahmegerät dabei.
Woher hat der Pinsel eigentlich seinen Spitznamen, werden sich manche fragen. Ich habe mir auch lange Gedanken darüber gemacht. Dabei war mir vollkommen klar, dass der Mann ohne Spitzname nicht existieren konnte. Der heißt nämlich Fritz Franz, und schon als Bub wusste ich nie, ob ich Fritz oder Franz zu ihm sagen sollte. Nicht einmal der Teufel weiß, woher der Spitzname kommt. Irgendwie muss er natürlich mit seiner Berufung zum Maler und Anstreicher zu tun haben. Ein Pinsel hat selbstverständlich mit dem Streichen zu tun. Und gerade beim Streichen entstehen die buntesten Geschichten. Als er in der Postgarage als Spritzer eingestellt wurde, hatte er vom Spritzen keine Ahnung und strich den ersten Postbus mit dem Pinsel. Er strich einfach alles und war weder dem Streichen noch den Streichen abgeneigt. Damen begehrten nicht nur Streicheleinheiten an ihren Wangen, sondern Streicheinheiten an den Wänden ihrer Wohn- und Schlafräume. An Faschingsdienstagen war der Pinsel gestrichen voll, an Aschermittwochen war er streichfähig. Und während der Fastenzeit war für ihn jedes Genussmittel gestrichen. Und wer sich jetzt noch nicht denken kann, warum er Pinsel heißt, der soll sich streichen! Ich meine schleichen!
Na ja, selbst der Pinsel kann kein ganzes Büchlein füllen, und so hat Helmut Deinhammer mehrmals Erzähler aufgespürt und eingeladen. Dazu gehören Franz Lohninger, Franz Gaderer, Erich Daniel, Luise Knäussel, Hans Huber, Anton Szraka, Joe Erhard, Sepp Mayrhofer, Norbert Leitinger, Hans Hölzl, Franz Lindner, Josef Denk.
Wie in jedem unserer drei Bände möchten wir klarstellen, dass wir mit dem Büchlein in keiner Weise Personen beleidigen oder lächerlich machen wollen. Aus diesem Grund ist Helmut Deinhammer auf die Protagonisten der Geschichten oder deren Nachkommen zugegangen und hat ihre Einwilligung eingeholt. Die Leser wollen immer wissen, wer in der betreffenden Geschichte gemeint ist. Wenn der Name nicht explizit erwähnt ist, werden wir darüber schweigen.
Und noch etwas: Nicht alles hat sich genau so zugetragen, wie es in den folgenden Seiten zu lesen ist. Ich musste die Wahrheit manchmal ein wenig zurechtbiegen, um Handlungen entstehen zu lassen, die nicht nur für jene verständlich sind, die die Protagonisten kennen oder gar bei den Ereignissen dabei gewesen sind. Dass ich dabei erfolgreich war, wird sich dann zeigen, wenn die Erzähler ab jetzt die Geschichten so erzählen, wie ich sie adaptiert habe oder gar glauben, dass sie so passiert sind.
Übrigens hat der Pinsel mit anderen Neumarktern sowie Richard Burton und Clint Eastwood in einem richtigen Agententhriller mitgewirkt. Als Komparse. Auch davon ist in ALLERHAND die Rede. Der Film heißt Agenten sterben einsam oder Where Eagles Dare.